Einführung
Eine vielschichtige Herangehensweise zeichnet sich dadurch aus, dass die Suche nach der Wahrheit mit zwei
voneinander unabhängigen Theorien und den (indirekten) Beziehungen zwischen diesen begonnen wird. In dem hier
vorgestellten Konzept soll gezeigt werden, dass eine vielschichtig verstandene Wirklichkeit nur mit einer
Kombination von voneinander unabhängigen Theorien begründet werden kann.
Wer Erkenntnismittel in einer Weise verwendet, dass die Entwicklung in unendlich kleine Teile "zerlegt" wird,
für den verändert sich die Natur nur stetig. Wer solche Erkenntnismittel wählt, bei denen Teile zu einem
unveränderlichen Ganzen (wie Strukturen) "zusammengeschweißt" werden, der kann, damit eine Darstellung der
Entwicklung möglich ist, nur "Brüche" zwischen dem einen Ganzen und dem folgenden Ganzen zulassen. Dann kann
sich die Natur nur sprunghaft verändern.
Die verwendeten Erkenntnismittel (und deren Beziehungen untereinander) sind mit den Vorstellungen über
Wirklichkeit untrennbar "verkettet". Da dies bislang nicht berücksichtigt wurde, entstanden viele
(eindimensionale) Theorien. Anhänger dieser Theorien behaupten direkt oder indirekt, die eine Wirklichkeit
allein mit ihren Theorien begründen zu können und stehen deshalb in Konkurrenz zueinander.
In diesem Konzept soll gezeigt werden, dass zum Beispiel weder die Vorstellung des stetigen Verlaufs in der
Natur noch die konträre Vorstellung des sprunghaften Verlaufs objektive Aussagen über die Wirklichkeit
ermöglichen. Vielmehr verweisen sie darauf, welche Erkenntnismittel die Wissenschaftler verwendet haben.
Aber auch umgekehrt ergeben sich durch die Anwendung bestimmter Erkenntnismittel bestimmte Aussagen über die
Wirklichkeit.
Wenn die Wirklichkeit erkannt werden soll, ist der Aufwand viel größer als bislang, da der endliche
Geltungsbereich von Erkenntnismitteln und damit von Theorien bestimmt werden muss. So ist die Herangehensweise,
Theorien indirekt und systematisch zu verknüpfen, eine fundamental andere als die, mit der eine in sich
widerspruchsfreie Einzeltheorie erzeugt wird.
Dabei ergibt sich aber folgender Vorteil: Mit einem vielschichtigen Denken, bei dem eine unabhängige
Theorie die Bedingung für die Entfaltung der anderen voneinander unabhängigen Theorien ist (und umgekehrt),
kann zum Beispiel die eine Evolution vielschichtig erkannt werden. Damit können prinzipiell Wandel und
Komplexität verstanden werden.
Fragen
Eine vielschichtig verstandene Entwicklung zeichnet sich auch dadurch aus, dass nichts bleibt, wie es ist. Demzufolge kann sie sich weder nur stetig noch nur sprunghaft verändern. Auch der Pluralismus (wie der Dualismus von beiden) ist keine Lösung, da die Gegensätze zwischen beiden Vorstellungen negiert werden. Bedarf deshalb eine vielschichtig verstandene Entwicklung des Wandels, damit nichts bleibt, wie es ist? Wie ist dieser Wandel aufgebaut? Mit welchen Erkenntnismitteln lässt er sich unter welchen Bedingungen nachstellen?
Heute existieren so viele Theorien über die Evolution, dass die Wissenschaft den Eindruck erweckt, dass es nicht nur eine Evolution auf der Erde gibt. Deshalb stelle ich hier folgende Fragen: Wie kann eine Vielfalt nachgestellt werden, die nicht beliebig ist? Oder wie kann eine vielschichtig verstandene Evolution begründet werden, in der Vielfalt dargestellt wird, die aber nicht auf einem Sammelsurium von Theorien aufgebaut ist.
Gewinner-Verlierer-Strukturen, wie sie in Hierarchien umgesetzt sind, grenzen einzelne Theorien über die Evolution unmittelbar aus. Deshalb können mit diesen nur einzelne Momente einer vielschichtig verstandenen Evolution untersucht werden. Aber wie sind Gewinner-Gewinner-Strukturen aufgebaut, bei der die Entfaltung der einen Theorie Bedingung für die Entfaltung aller ist, um eine vielschichtig verstandene Evolution begründen zu können?
Wie wird eine dauerhafte Kooperation umgesetzt? Wie und wo vollzieht sich das notwendige Abgrenzen (nicht das vollständige Ausgrenzen wie in Hierarchien) und wie und wo werden die notwendigen Beziehungen für eine Kooperation aufgebaut? Lassen sich Gewinner-Gewinner-Strukturen, ob sie nun zwischen Theorien oder zwischen Menschen erzeugt werden, nur dann langfristig gestalten, wenn über diese Strukturen reflektiert wird?
Um eine vielschichtig verstandene Evolution begründen zu können, bedarf es einer gestalteten Kombination von Theorien. Aber wie muss diese Kombination aufgebaut sein, damit sie sich anders als die einzelnen Theorien entwickelt? Was ist unbedingt zu beachten, wenn die Teile (hier die Theorien) das Ganze (die Kombination aus Theorien) direkt bestimmen? Und was sollte berücksichtigt werden, wenn das Ganze die Entwicklung seiner Teile "synchronisiert" und damit sie nur indirekt beeinflussen kann? Was ergibt sich, wenn das Ganze weniger als die "Summe" seiner Teile ist?
Wer Erkenntnismittel in einer Weise verwendet, dass die Entwicklung in unendlich kleine Teile "zerlegt" wird, für den verändert sich die Natur nur stetig. Wer solche Erkenntnismittel wählt, bei denen Teile zu einem Ganzen unveränderlich "zusammengeschweißt" werden, der kann, damit eine Darstellung der Entwicklung möglich ist, nur "Brüche" zwischen dem einen Ganzen und dem folgenden Ganzen zulassen. Dann verändert sich die Natur nur sprunghaft. Welche Effekte bewirken, dass Erkenntnismittel und Theorien so miteinander verkettet werden, dass sie - wie in der Quantenphysik Ort und Impuls - nicht voneinander getrennt werden können?