Wie lässt ein vielfältiges, aber nicht beliebiges Denken gestalten?
Die Organismen leben weniger an den äußeren Grenzen der Umwelt wie in 10 km Höhe oder 10 km tief im Boden, sondern eher an den Grenzen zwischen Boden und Luft oder Wasser und Luft, da dies für ihre Artenvielfalt von Vorteil ist. Unter extremen Bedingungen, wie sie an den äußeren Grenzen herrschen, sind nur wenige Entwicklungsmöglichkeiten für die Lebewesen gegeben. Dieses Beispiel soll zeigen, dass es innere Grenzen gibt, an denen sich die Entwicklung entfalten kann, und äußere Grenzen wie 10 km hoch in der Luft, an denen die Entwicklung fast aufhört.
Auch an den äußeren Grenzen des wissenschaftlichen Denkens wie den Naturalismus und den Solipsismus lassen sich kaum Anregungen finden, um eine vielschichtig verstandene Entwicklung zu erkennen. Nach den Vorstellungen des Naturalismus erfolgt das Erkennen der Wirklichkeit nur auf der Basis von Fremdeinflüssen, da jede Eigenentwicklung des wissenschaftlichen Denkens den Erkenntnisprozess verfälscht. Nach den Vorstellungen des Solipsismus ist ein Erkennen der Wirklichkeit nicht möglich, da sich die reine Eigenentwicklung im Denken nur auf sich selbst bezieht und demzufolge über Fremdeinflüsse keine Beziehung zur Wirklichkeit aufgebaut werden kann.
In diesem Konzept wird gezeigt, dass es Bedingungen gibt, unter denen die Fremdeinflüsse im Denken dominieren. Wenn Erkenntniszwecke und deren Mittel erzeugt werden, dann lassen sich diese Prozesse durch die Dominanz der Eigenentwicklung begründen. Aber wissenschaftliches Denken basiert nicht auf einer Dominanz, vielmehr bedingen sich die (direkte) Eigenentwicklung und die (indirekten) Fremdeinflüsse gegenseitig. Auch hier vollzieht sich Entwicklung mehr an den Grenzen zwischen den Theorien als in den Theorien selbst.
Literatur
Das Bestimmen der Geltungsbereiche von Theorien oder Erkenntnismitteln ist ein qualitativer Prozess. Das bedeutet aber nicht, dass sich Theorien und Erkenntnismittel nicht quantitativ weiter entfalten können.
Da mir keine Literatur zum systematischen Bestimmen von Geltungsbereichen bekannt ist, konzentriere ich mich auf die Literatur, in der das aktive Setzen von Grenzen sowohl in der Wirklichkeit als auch im Denken dargestellt wird. Aber diese Grenzen sind nicht unter allen Bedingungen stabil, so dass ich die Aufhebung der Grenzen oder das Hinwegsetzen über diese Grenzen untersuche.
Damit orientiere ich mich in meinem Konzept des Wandels an solche Vorstellungen von Entwicklung, "die mehr als bloße Veränderung" (Peter Beurton 1975, 915) oder mehr als nur eine stetige Entfaltung sind. Vereinfacht lässt sich sagen, dass ich mich für die Grenzen zum Beispiel zwischen stetigen und sprunghaften Veränderungen interessiere.
Weitere Beispiele für diese Grenzen sind
Ich orientiere mich besonders an der Literatur, in der die Absicht besteht, die Wirklichkeit und Denken zu gestalten, um sich einer vielschichtig verstandenen Wirklichkeit nachstellen zu können. Das Festhalten einer Vorstellung (wie der stetige Verlauf in der Evolution), der Pluralismus (wie der Dualismus von stetigen und sprunghaften Veränderungen) und die Dialektik von Diskontinuität und Kontinuität (vgl. qualitativer Sprung von Peter Beurton) können nur Zwischenschritte auf dem Weg zu einer vielschichtigen Darstellung von Wirklichkeit sein.
Das Literaturverzeichnis kann zusammen mit dem Konzept
heruntergeladen werden.
Umgang mit Theorien
Als das Einfachste erweist es sich, die Erkenntnisse von wissenschaftlichen "Autoritäten" mit wenigen Veränderungen auf Probleme anzuwenden. Jedoch entsteht dabei folgende Schwierigkeit: So hat zum Beispiel Georg Wilhelm Friedrich Hegel eine Wissenschaft der Logik (Logik des Seins, des Wesens und des Begriffs) entworfen, mit dessen Hilfe er ein statisches System der Wissenschaft erzeugt hat.
Aber die Entwicklung in der Wissenschaft geht so schnell voran, dass es heute niemand mehr wie G.W.F. Hegel schafft, die Wissenschaft in ein - aus methodologischer Sicht - unveränderliches System zu zwängen. Dies gelang auch David Hilbert nicht für die Mathematik.
Wird die hegelsche Logik auf ein sich entwickelndes System der Wissenschaft angewendet, dann steht die Frage: Hat G.W.F. Hegel seine Logik damals falsch angewendet oder diejenigen, die sein Denksystem für das Erkennen einer vielschichtig verstandenen Entwicklung nutzen?
Beim stetigen Erweitern der Theorien von wissenschaftlichen "Autoritäten", das über den begrenzten Geltungsbereich dieser Theorien hinaus geht, entstehen Theorien, die nicht falsifiziert werden können. Deshalb wird in diesem Konzept ein anderer Weg beschritten:
Nach der Dialektik von Diskontinuität und Kontinuität (Peter Beurton) wird die stetige Entfaltung bei einem Strukturwechsel nicht unterbrochen, sondern in anderen Bahnen gelenkt. Das bedeutet, dass sich Denkstrukturen sich nicht nur einfach sprunghaft ablösen (vgl. Paradigmen bei Thomas Kuhn) oder stetig (wie bei Karl Popper) entfalten, sondern dass sich neu entstandene Denkstrukturen während ihrer Erzeugung an der bestehenden Struktur indirekt "orientieren".
Diese vielschichtige Vorstellung zeichnet sich dadurch aus, dass mit dieser die konträren Vorstellungen von Thomas Kuhn und Karl Popper indirekt und systematisch verknüpft werden können. Damit wird sich an gewonnenen Erkenntnissen (indirekt) orientiert, aber die Erkenntnisse basieren auf anderen Grundlagen als zum Beispiel die von Thomas Kuhn, Karl Popper oder G.W.F. Hegel.
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