Methodologie - weitere Anwendungen und Projekte

Anwendungen

Überblick

Die Bestimmung der begrenzten Geltungsbereiche von Theorien ist in der Wissenschaft insgesamt von Bedeutung, da es Bereiche gibt, in denen sie reproduziert werden können, und solche Bereiche, in denen dies nicht möglich ist. Damit werden Theorien einer "Qualitätsprüfung" unterworfen, wobei nicht der Inhalt der Theorie überprüft wird, sondern nur, ob die verwendeten Erkenntniszwecke und Mittel sowie die Beziehungen zwischen den Mitteln dem Inhalt entsprechen (siehe Abschnitt 2.3.2).
    In diesem Konzept wird die Evolution auch als Geschichte der Organismen verstanden. Verschiedene Herangehensweisen werden direkt voneinander getrennt und indirekt (durch das Aufheben ihrer Gegensätze) verknüpft. Die direkte Trennung und indirekte Verknüpfung von verschiedenen Herangehensweisen in mehreren gedanklichen Ebenen bietet Anregungen auch für andere Wissenschaftler, Prozesse in ihrer Disziplin vielschichtig zu begründen (zum Beispiel in der Kosmologie).
    Dieses Konzept des Wandels lässt sich überall dort anwenden, wo Entwicklung nicht als stetige Entfaltung angesehen wird. Auch wenn heute die Vorstellung nicht akzeptiert wird, dass im männlichen Samen der fertige Mensch enthalten ist, der in der Gebärmutter ohne Strukturwandel größer werden muss, so hat sich in der Wissenschaft die Methodologie nicht prinzipiell verändert. Solche Vorstellungen ohne Wandel lassen sich finden:

weitere Anwendungen

Wenn politische Ziele verfolgt werden, dann werden gesellschaftliche Projekte anders umgesetzt, als wenn soziale Ziele im Mittelpunkt stehen. Wenn beide Ziele verwirklicht werden sollen, ohne dass es dabei Verlierer gibt (vgl. Win-Loose-Situation, Stefan Meretz 2000, 62), müssen sich die beteiligten Menschen zunächst der begrenzten Geltungsbereiche dieser Ziele bewusst werden. Erst dann können sie sich miteinander so in Beziehung setzen, dass eine einschließende "Gewinner-Gewinner-Struktur" (vgl. Win-Win-Situation, ebd.) entsteht, bei der die Entfaltung des Einzelnen die Bedingung für die Entfaltung aller ist (vgl. MEW Bd. 4, 482).
    Wer das Miteinander von Mensch und Natur gestalten will, sollte sich der unterschiedlichen Geltungsbereiche der Entwicklung bewusst werden. Wenn zum Beispiel Flüsse fast Trinkwasserqualität aufweisen, die keine - für Tiere notwendigen - organischen Schwebeteilchen und damit keine Nahrung enthalten, dann wird der Naturschutz Teil des - vom Menschen gemachten - Artensterbens (vgl. Josef Reichholf 2005, 62). Hier werden Bedingungen wie sauberes Trinkwasser, die für Menschen notwendig sind, auf Tiere übertragen, obwohl zu sauberes Wasser ohne Nahrung für deren Entwicklung schädlich ist.
    Auch wenn es sich bei Produktionsverfahren oder Behandlungsmethoden nicht um Erkenntnismethoden handelt, so sind sie diesen in der Handhabung ähnlich. Daraus ergibt sich ein breites Feld von Anwendungen, zum Beispiel diese Verfahren oder Methoden systematisch in Beziehung zu setzen.

weitere Projekte

Fortführung des Konzepts zum Verknüpfen von Theorien

Ein offener Punkt in diesem Konzept ist, dass unter anderem Eigenentwicklung und Fremdeinflüsse nur vereinfacht mit einer komplex analytischen, konstruktruktiven und komplex dialektischen Methode dargestellt werden konnten. Ähnlich verhält es sich mit den drei Momenten (Erfassen, Deuten und Begreifen) des Erkenntnisprozesses, die hier auf das Untersuchen der Evolution gerichtet sind.
   Ein möglicher Ansatz, um diese drei Momente genauer definieren zu können, wäre es jedem dieser Momente selbst wieder ein Moment des Erfassens, Deutens und Begreifens zuzuweisen (Selbstähnlichkeit und Selbstbrechung).

ein historisch und logisches Worterbuch

zum Beispiel: Logisch und historische Darstellung
    Die vielschichtig verstandene Evolution existiert in Raum (Nebeneinander) und Zeit (Nacheinander), wobei sich beide verschieden verändern. Um eine so verstandene Evolution begründen zu können, werden die logisch-strukturelle (kurz logische) Darstellung, die historisch-prozessnahe (kurz historische) und außerdem eine logisch und historische Darstellung benötigt. Alle drei Darstellungen lassen sich nicht unmittelbar beobachten, haben einen begrenzten Geltungsbereich und in diesen werden jeweils andere Schlussfolgerungen gezogen oder Ableitungen erzeugt.
    In der historischen Darstellung wird das Nacheinander (Zeit) gedeutet. So kann es in dieser Darstellung nur einen Ursprung in der Evolution geben, aber es können keine Wiederholungen und damit keine Strukturen mit Grenzen erkannt werden. Dagegen werden in einer logischen Darstellung das Nebeneinander und damit der Raum gedeutet, so dass (ahistorische) Strukturen, die Grenzen haben, erkannt werden können. Hier werden die Wiederholungen wie unendlich viele Ursprünge in der Evolution erkannt, aber keine Vergangenheit und keine Strukturen, die eine Vergangenheit besitzen, begriffen.
    Die Aussagen beider Darstellungen widersprechen sich. So wird nicht die Wirklichkeit begründet, sondern eine jeweils andere Grenze der vielschichtig verstandenen Evolution wie eine Evolution ohne Wiederholungen (wie irreversible Strukturwechsel) und eine mit Wiederholungen (mit denen Strukturen erhalten bleiben). Aber in der Evolution bedingen sich die Strukturen (wie die von Fischen, Reptilien und Säugern), die ihre Grenzen besitzen und ihre Vergangenheit haben, und eine Vergangenheit, die unter anderem von Strukturen abhängig ist.
    Da es aber in der vielschichtig verstandenen Evolution nicht nur zeitabhängige oder nur zeitunabhängige Prozesse gibt und die Evolution nicht nur in der Zeit oder nur im Raum existiert, sondern das ein Moment Bedingung für das Entfalten des anderen Moments ist, ist eine logisch und historische Darstellung notwendig. In dieser werden allgemeinere Zusammenhänge als in den beiden konträren Darstellungen begründet bzw. begriffen. Danach besitzt die Evolution mehrere Ursprünge und Strukturen, die Grenzen und eine Vergangenheit haben.
    Jedoch werden in der logisch und historischen Darstellung die logisch-strukturelle Darstellung und die historisch-prozessnahe Darstellung nicht direkt verschmolzen, sondern indirekt verknüpft. Damit kann die logisch und historische Darstellung, mit der die Evolution auf der Basis weniger Ursprünge begriffen werden kann (siehe These 7), dazu genutzt werden, sowohl den Geltungsbereich der logischen als auch den der historischen zu bestimmen. Auf dieser Grundlage können zeitabhängige Prozesse und zeitunabhängige Zyklen in der Evolution interpretiert werden.

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